Pierre-Frédéric Weber 

Vor nicht so geraumer Zeit, zu Beginn der 2000er Jahre, gehörte es selbst unter Teilen der Szczeciner gebildeten Mittelschicht noch zum guten Ton, die eigene Stadt als rückständig, provinziell und peripher darzustellen. Dabei spielte die immerhin rund 400.000 Einwohner starke Bevölkerung in dieser pauschalisierenden Einschätzung der Hauptstadt Westpommerns keine Rolle. Es galt und gilt mitunter noch heute vielmehr die – zumeist bloß übernommene und nicht verifizierte – Überzeugung, die Stadt hätte wirtschaftlich und kulturell wenig zu bieten; ein „Dorf mit Trambahnen“ wie es im Lande höchstens noch in Bydgoszcz (ehem. Bromberg) anzutreffen sei, ein Ort ohne größere Ambitionen und Projekte, der vermeintlich an der Oder gemächlich vor sich hin kriselte, während andere polnische Metropolen den Sprung aus dem Staatssozialismus heraus in die moderne Marktwirtschaft schon lange geschafft hätten. 

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